Ein Junge lag auf einem Tisch. Viele Menschen waren um ihn herum versammelt und begutachteten ihn. Seine Arme und Beine waren beide zerfetzt. Nur noch wenig Fleisch hing an den Knochen, dieses schien verkokelt zu sein. Der Junge selbst war bewusstlos und schien auch so bald nicht aufzuwachen. Die Menschen rund um ihn herum schienen über irgendetwas zu spekulieren, doch ihre Stimmen waren keineswegs verständlich. Ein Mädchen, blondes Haar, zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit grünen Augen trat ins Licht. Ihr Gesicht war mit Narben übersät und ihre Kleidung war blutgetränkt und zerissen. Sie erhob ihre Stimme.
,,Du hättest mich beschützen sollen...
Du hast versagt...´´. Ein bedrohlicher Ton war ihrer Stimmlage zu entnehmen. Die Menschen um den Jungen herum schien die junge Dame gar nicht zu bemerken. Der Raum fing Feuer und plötzlich erwachte Matthew auf seinem Sofa. Verwirrt schaute er sich um, bis sein Blick auf seine augmentierten Arme und Beine fielen. Nur ein Traum. Wie fast jede Nacht schlichen sich derart böse Träume in sein Unterbewusstsein. Der Blick fiel seinen linken Arm. In einem mattem Schwarz glänzte sein metallener Arm.
,,Ich habe nie darum gebeten...´´ murmelte er leise vor sich hin. Er selbst saß in einem halb zerstörten Haus, in welchem gerade mal so noch die Grundmauern standen und das Dach an einigen Stellen eingebrochen war. Es war kein schönes Haus und auch keine schöne Unterkunft, aber es reichte zum Überleben. Und es reichte um ihn vor den Gefahren der Nacht zu beschützen. Mit einem Ruck stand Matthew auf und blickte durch ein Loch im Dach in den grauen Himmel hinaus. Der Himmel war grau wie immer und es schien auch bald zu regnen. Zumindest für Wasser sollte heute gesorgt sein. Eventuell konnte er sich auch einen Instanttee machen. Eine Dose voll mit diesem Pulverzeugs hatte er letzte Nacht in einer Schublade in der heruntergekommenen Küche gefunden. Sich den Kopf reibend begab sich Matthew in die Küche und durchforstete die Schränke nach Essbarem. Irgendwo hatte er doch noch ein wenig von dem Dosenfraß hingelegt, den er aus einem nahen, verlassenen Einkaufszentrum hat mitgehen lassen. Etwas stieß plötzlich gegen Matthews Fuß und ruckartig blickte Matthew nach unten und sah dort den kleinen Sammelroboter den er gebaut hatte. Putziges kleines Ding. Er hatte es aus Schrottmetall gebaut und es brachte ihm regelmäßig Metalle und andere nützliche Dinge mit. Mit einem Lächeln beugte sich Matthew zu dem kleinen Roboter hinunter und streichelte ihn, wissend der Roboter würde es eh nicht spüren.
,,Guten Morgen, Machina. Dich habe ich ja schon fast vergessen.´´ sagte er, nicht mit dem Streicheln aufhörend. Trotz dass dies ein mechanischer Arm war, spürte er mit diesen Armen wie mit normalen Armen. Die Technik war schon interessant die dahinter steckte. Seitdem allerdings die Welt in diesem Zustand war, musste er diese Dinger mittlerweile selber warten und reparieren. Aber mit diesem kleinen Roboter sollte das kein Problem sein. Aus den Ruinen brachte er immerhin genügend Materialien mit.
,,Wird wieder Zeit, nicht wahr? Ich glaube ich sollte dich mal wieder losschicken. An meinen Beinen scheint wieder was defekt zu sein.´´ sagte Matthew. Der Roboter gab ein zustimmendes Piepen von sich und rollte durch ein kleines Loch in der Wand aus dem Haus hinaus in die Ruinen hinaus.

Die Nacht war über sie hereingebrochen und der Wind pfiff eisig zwischen den Ruinen hindurch. Vorsichtig bewegte sich das Mädchen zwischen den Ruinen und erforschte die in Trümmern liegende Stadt. Vorhin hatte sie ein paar Konserven und etwas Wasser aus einem der Supermärkte gestohlen und war nun auf dem Weg ins Krankenhaus um ihre medizinischen Vorräte aufzustocken. Doch dort angekommen sah sie Schatten durch das Gebäude huschen und hörte seltsame Geräusche. Keine zwei Minuten nachdem sie die Schatten bemerkt hatte, waren diese auch schon dabei anzugreifen. Das Mädchen lief um ihr Leben, denn hatten die ersten sie bereits erwischt und sie schien an der Seite zu bluten. Sie lief trotzdem immer weiter bis auch der letzte Schatten das Interesse verlor. Amber keuchte als sie langsamer wurde, sie hatte es geschafft diese Dinger abzuhängen. Noch immer stark blutend schleppte sich das junge Mädchen voran, bis ihr schließlich schwindelig wurde und die Muskeln versagten. Sie stürzte und langsam verschwamm ihr Sichtfeld immer mehr. Sie spürte wie etwas immer wieder auf ihre Wunde drückte und erkannte noch mit letzter Kraft eine kleine Maschine. "Was...." sie wollte fragen, was das war, aber mehr als ein Was bekam sie nicht heraus, ehe sie vor Erschöpfung und durch den Blutverlust in die Bewusstlosigkeit abdriftete.

Machina driftete auf der Suche nach Nahrung und Metallen durch die verwüstete Stadt. Da fiel plötzlich dieses Mädchen zu Boden und Machina fuhr genau in dieses Mädchen hinein. Ihr Körper bremste Machina ab und mit einer kleinen Kamera untersuchte sie das Mädchen. Nichts zu essen. Nichts metallisches. Organisch und verwundet. Mit mehrfach warnenden Pieptönen rollerte der kleine Sammelroboter sofort zurück zu Matthew. Dieser öffnete gerade mit einem improvisierten Dosenöffner eine Dose mit Pfirsichen. Gerade als er einen Pfirsich in der Hand hatte, rempelte der Roboter ihn an und sofort landete dieser Pfirsich auf den Boden. Ein enttäuschtes Seufzen entfuhr Matthew und dann blickte er voller Missgunst zu dem Roboter.
,,Was ist denn? Ich wollte gerade essen.´´ grummelte dieser vor sich hin. Plötzlich blendete der kleine Roboter auf seinem Rücken ein Bild des verletzten Mädchens ein. Sofort erstarrte Matthew. Ein ähnliches Bild hatte er bereits geschehen. Es rufte Erinnerungen hoch, von denen er dachte, er hätte sie vergessen. Jedoch verdrängte er genau diese Erinnerungen sofort erfolgreich wieder. Dieses Mädchen brauchte seine Hilfe. Jetzt. Aber was macht ein Mädchen hier in dieser verlassenen Stadt? Hier war seit der Apokalypse kein Mensch mehr außer ihm gewesen. Misstrauisch folgte Matthew dem kleinen Sammelroboter zu dem Mädchen und kniete sich zu diesem hernieder.
//Armes Mädchen...
Sie ist schwer verwundet.// dachte Matthew. Er war kein Doktor aber jeder Vollidiot konnte feststellen, dass dies eine ernste Verwundung war. Natürlich hatte der gute Matthew kein Verbandszeug parat und riss sich deshalb die Ärmel seines Hemds ab, um diese anschließend als provisorische Verbände zu benutzen. Er stoppte die Blutung des bewusstlosen Mädchens erfolgreich und fing dann an zu überlegen. Sollte er nun nach getaner Arbeit wieder gehen? Es muss immerhin niemand wissen, dass hier jemand lebt. Aber was wenn doch noch jemand hier ist und diesem Mädchen unaussprechliche Dinge antun würde? Die Welt war schon lange nicht mehr so, wie sie es einmal war. Matthew setzte sich an eine Gebäudewand und beobachtete das Mädchen. Sicher war sicher. Er musste hierbleiben und auf das Mädchen aufpassen. Wenn sie wach wäre, könnte er sie immer noch davonscheuchen.

Stille und Leere machten sich in ihr breit und die Schwärze der Bewusstlosigkeit wich bald einem Traum. Dieser zeigte ihr eine heile Welt, eine schöne Welt. Doch nach einiger Zeit verdunkelte sich der Traum, wurde zu den Fratzen der eigentlichen Realität und verblasste schließlich wieder in tiefem Schwarz. Vor ihr sah sie nun zwei Gestalten, zwei Hälften eines Ganzen. Sie mussten zusammen kommen, doch was hatte das zu bedeuten? Wieso sprachen beide Gestalten von einer verborgenen Macht? Amber war verwirrt und war dankbar als der Tumult um sie herum, das junge Mädchen aus der Bewusstlosigkeit riss. Ihre Sicht war noch nicht vollkommen zurückgekehrt und hilfesuchend streckte sie ihre Hand nach den verschwommenen Umrissen aus. Ein schmerzverzerrtes Stöhnen entwich ihr als sie sich langsam aufsetzte. "Wer...wer bist du?" fragte sie und rappelte sich schwächelnd auf. Unsicher schwankend lief sie auf den Umriss zu, die Hände vor sich gestreckt.

Matthew starrte in den grauen Himmel während er darauf wartete, dass das Mädchen wach wird. Der Himmel war schon ewig nicht mehr blau. So schön blau wie er früher war. Er vermisste die Zeiten, als man noch unter dem blauen Himmel sitzen konnte und die Seele baumeln lassen konnte. das war jetzt mittlerweile nicht mehr. Matthews Blicke wanderten sofort zu dem Mädchen, als er erste Bewegungen von ihr wahrnehmen konnte. Kurz darauf fragte sie, wer er ist.
,,Derjenige, der dich vor einem Tod an Blutverlust gerettet hatte.´´ sagte Matthew. Er saß im Schneidersitz neben ihr und sah zu ihr ins Gesicht. Er hatte sich leicht vorgelehnt, ihren Körper nach weiteren Verletzungen absuchend.
,,Ich habe nichts vergessen, oder? Tut es sonst noch irgendwo weh?´´ fragte Matthew. Kurz darauf rollte Machina auf das Mädchen hinauf und zoomte mit der Kamera in ihr Gesicht rein. Das kleine Ding schien sie untersuchen zu wollen, wurde aber dadurch unterbrochen, dass Matthew den Roboter von ihr runternahm und neben ihr wieder absetzte.
,,Entschuldige. Es kommt selten vor, dass sich Menschen hier herumtreiben. Machina ist lediglich neugierig.´´
Mit diesen Worten lehnte er sich wieder Richtung Wand. Tatsächlich war vor ihm ein lebendiger Mensch. wie lange er keinen Menschen mehr gesehen hatte. Zumindest keinen lebenden. Der Weg in diese Stadt war gesäumt von Leichen und anderen sterblichen Überresten von Menschen, die den Schatten der Nacht erlagen. Aber wie hat es dieses Mädchen dann bis hierher geschafft? Das waren Gedanken die Matthew im Kopf umherkreisten.

Amber taumelte noch immer und fiel sogleich wieder auf die knie zurück, sie konnte kam stehen, geschweige denn laufen. Ihr entwich ein schmerzliches Keuchen und sie verzog das Gesicht vor Schmerz. Wieder sah sie zu ihm auf "Danke, aber hat Derjenige auch einen Namen?" fragte sie schwach. Sie lächelte sie Maschine an, niedlich wie es immer wieder an ihr hochkletterte. Amber schüttelte nur zaghaft den Kopf, auf die Frage hin ob ihr denn noch etwas weh tat. Das Mädchen stützte sich am Boden ab und begann schrecklich zu husten, während ihr Gesicht immer schmerzverzerrter wurde und schließlich Blut erneut den Boden benetzte. Etwas schien ihr innerstes verletzt zu haben, sie spuckte Blut und versuchte sich am Boden festzuhalten um nicht erneut zusammen zu brechen, als ihre Sicht wieder verschamm.

,,Matthew. Matthew Anderson.´´ sagte Matthew während er zu Machina rübersah.
,,Wie gesagt...
Machina hat seit einer ganzen Weile nichts lebendiges mehr gesehen. Sie sammelt Daten über die Umgebung, sammelt Nahrung und Ressourcen. Verdanke dem kleinen ne ganze Menge.´´ sagte er und streichelte Machina, als wäre es ein Hund. Kurioserweise fing diese dann an mit dem Hinterrad zu wackeln. Erneut wanderte Matthews Blick zu dem Mädchen hinauf, als dieses anfing Blut zu spucken.
,,Verdammt...
Komm mit.´´ sagte Matthew. Er hob sie hoch und schulterte sie. Durch seine augmentierten Arme war sie praktisch so leicht wie ein Kissen. Er sprintete mit ihr durch das Ödland, bis zu sich zuhause und legte sie dort auf eine improvisierte Liege. Er achtete darauf, dass das Mädchen es bequem hatte und ging dann ins Badezimmer. Dort öffnete er den dortigen Schrank und kramte ein paar Tabletten heraus, welche er dann zu Amber hinübertrug und ihr auch ein Glas Wasser hinhielt.
,,Schmerzmittel und Antibiotika. Aus einem Krankenhaus in der Nähe. Nimm es. Dann wird es dir besser gehen.´´ sagte Matthew.

Plötzlich fand sie sich auf den Schultern des jungen Mannes wieder und kurz darauf lief er eine ganze Weile mit ihr. "I-Ich bin Amber..." flüsterte sie leise während sie liefen. Er ging mit ihr in eine Ruine, es schien seine Behausung zu sein. Dort angekommen wurde sie vorsichtig auf eine Liege gelegt und sie hatte sogar ein Kissen. //Wow...so eins hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen!// dachte sie begeistert, als der schmerz sie wieder übermannte. Als er wiederkam und ihr die Pillen reichte, nahm sie diese dankend an und schluckte sie mit einem verkrampften Gesichtsausdruck hinunter. Sie schmeckten scheußlich, doch das half alles nichts wenn sie gesund werden wollte. Mit Tränen in den Augen lächelte sie den jungen Mann dankend an. "..Danke..." säuselte sie bevor sie sich zudeckte und langsam einschlief.

Matthew huschte ein leichtes Lächeln über die Lippen, als das Mädchen friedlich einschlief.
Das Gefühl etwas Gutes getan zu haben hatte er ganz vermisst. Es war schön. zu wissen dass man einer Person sehr aus der Patsche geholfen hatte. Nach diesem kleinen Abenteuer wendete sich Matthew wieder seiner Pfirsichdose zu und fing an die Pfirsiche darin mit den Fingern rauszupulen. Sonderlich hygienisch war es sicherlich nicht und gut aussehen tat es auch nicht, aber das war ihm egal. Immerhin ging es ums Überleben und er hatte einen mordsmäßigen Hunger. Fast schon gierig schlag Matthew die Pfirsiche hinunter. Lange war es her, dass Machina mal so leckeres Essen aus den Gebäuden holen konnte. Es war einfach himmlisch wie das zarte Pfirsichfleisch ihm praktisch auf der Zunge zerging und der süße Saft seine Lippen benetzte. Nachdem Matthew schließlich aufgegessen hatte, legte er sich wieder in sein eigenes Bett. Und deckte sich mit einer dünnen Decke zu. Es war eigentlich eine Campingdecke aber die musste nun mal herhalten.
//Auf eine weitere Nacht voller Alpträume// dachte er sich und glitt ebenfalls langsam ins Reich der Träume.
Dieses verließ er bereits nach acht Stunden wieder, dieses mal sogar ohne einen Alptraum. Er richtete sich auf und rieb sich die Augen, bevor sein Blick zu dem noch schlafenden Mädchen neben ihm wanderte. Vermutlich ging es ihr mittlerweile sogar besser und eventuell würde sie nach einer Weile weiterziehen. Mit diesem Gedanken stand Matthew auf und ging in die Küche und fing an eine Dose mit Fleischbällchen hervorzukramen. Gut, dass das Zeugs darin praktisch ewig haltbar ist. Ansonsten könnte er dieses Zeug vermutlich schon nach kurzer Zeit rausschmeißen. Dann fing er an nachzudenken. Eventuell sollte er sich so etwas wie ein Lager zulegen, wo er die Konserven unterbringen könnte. Ein Küchenschrank kann immerhin nicht alle Dosen fassen, die er gerne zusammentragen würde. Es war aber auch nicht mehr sonderlich viel übrig an essen. Er hatte 3 Dosen mit Fleischbällchen, 4 Dosen mit Salat und kurioserweise 2 Dosen mit Brot darin. Das würde nicht mehr sonderlich lange reichen. Aus diesem Gedanken heraus sah er zu Machina. Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Loch in der Wand und sofort rollte der kleine Sammelroboter aus diesem Loch hinaus.

Amber schlief recht lange, gequält von ein und dem selben, immer wiederkehrendem Traum. Dieser zeigte ihr eine heile Welt, eine schöne Welt. Doch nach einiger Zeit verdunkelte sich der Traum, wurde zu den Fratzen der eigentlichen Realität und verblasste schließlich wieder in tiefem Schwarz. Vor ihr sah sie nun zwei Gestalten, zwei Hälften eines Ganzen. Doch dieses mal war es anders, der dunkle Raum war erleuchtet und eine Stimme erfüllte den Raum. "Setz sie zusammen Amber....befreie uns beide, setz sie zusammen..." säuselte es ermutigend. Zögerlich machte Amber ein paar Schritte auf die Hälften zu, doch als sie diese berührte, schreckte sie zurück. Beide Hälften schienen zu vibrieren, als wären sie von einer großen Kraft erfüllt. Dennoch fasst sich das Mädchen ein Herz und fügte die beiden Hälften zusammen. Plötzlich fühlte sie wie ihre Hände brannten und schmerzten, dennoch lies sie nicht los. Es schien als wüsste sie plötzlich was zutun war, denn als sich ein flammendes Pentagramm in den nun zusammengefügten Kreis brannte, las sie laut die Schriftzeichen vor, die in einer abwandelnden Reihenfolge leuchteten. Wieder erschien die Stimme "Amber...wir haben es fast geschafft. Halte noch ein bisschen durch und befreie mich, ich werde dir helfen, ich werde dich heilen..." säuselte die Stimme während ein grelles, warmes Licht den Raum erfüllte. Als sie die Augen wieder öffnen konnte stand eine junge Frau vor ihr und legte ihre geisterhafte Hand auf die von Amber. Ihr ins Gesicht zu sehen, war wie in einen spiegel zu sehen. "Ich bin du Amber, ich bin ein Teil von dir." sagte sie und sah ihr in die Augen. "Du bist kein Mensch Amber...böse Magier haben uns getrennt um uns unschädlich zu machen...um dich sterblich zu machen...Amber, bitte vertrau mir, wir müssen uns wieder vereinen..." erzählte sie und breitete die Arme aus. Amber nahm das geisterhafte Ich in den Arm und sprach ihr nach. Die Wiedervereinigung erfüllte sie mit schmerzen, aber auch ein Gefühl von Wärme, ein bekanntes, lang vergessenes Gefühl. Schließlich wachte Amber auf und rieb sich die Augen, vorsichtig stand sie auf und machte sich auf die Suche nach Matthew. Schließlich fand sie diesen in der Küche wieder und stolperte unbeholfen in seine Arme. "..Matthew...." keuchte sie schwach "..ich... hab hunger..." ihre Stimme war leise und schwach. Ihre Augen waren geschlossen als die eben noch schwächelnde Blondine hochschnellte und die Zähne in seinen Hals bohrte. //So..lang her...so..süß ...// dachte sie und lächelte sanft.

Matthew hatte alle Hände damit voll das Essen zu kochen. Ein Topf mit einigen Löchern an den Innenwänden war ihm dabei eine große Hilfe. Warum lässt jemand so etwas zurück? Man konnte es noch gebrauchen. Die Herdplatte war entfernt. Stattdessen loderte ein schön warmes Feuer darunter, welches das Wasser im Topf erhitzte. Aus dem Augenwinkel nahm Matthew war, dass Amber aufgewacht war. Er sah wie sie unbeholfen vor sich hinhumpelte und drehte sich sofort zu ihr um.
,,Bist wieder wach, ja? Die Medikamente brauchen vermutlich noch ein wenig bis sie wirken, oder? Du solltest noch nicht gehen.´´
Dann fiel das Mädchen in seine Arme und er sah an ihr runter, als sie äußerte sie hätte Hunger.
,,Hunger schön und gut aber du kannst warten. Ich bin hier noch lange nicht fertig.´´
Seine Augen weiteten sich sofort, als ihre Fangzähne sich in seinen Hals bohrten. Ein Vampir! Ein verdammter Vampir hing an seinem Hals und würde ihn leersaugen. So geht das nicht. Er hatte zu lange gekämpft um jetzt von einem Vampir angefallen zu werden. Keine Milisekunde brauchte er um zu reagieren. Er packte das Mädchen mit seinen Armen und drückte sie gegen die Wand, mit der anderen Hand bereit anzugreifen sah er auf sie hinauf.
,,Was sollte das? Ich habe dich gerettet und du willst mich direkt aufsaugen?
So haben wir aber nicht gewettet...´´ sagte Matthew.

Wie benebelt von seinem süßen Blut entspannte sich das Mädchen. Doch plötzlich wurde sie von ihm weggerissen und ihr entwich ein panisches Kreischen. Schockiert sah sie den jungen Mann an, Schnappatmung hatte eingesetzt und sie starrte ihn ängstlich, mit weit aufgerissenen Augen, an. Sie begann den Kopf zu schütteln als er sprach und Tränen rannen ihre Wangen hinab. "ich...ich wollte..dich..nicht aussaugen.." schluchzte sie "Du hast mich gerettet...ich schulde dir viel....aber ich brauche das Blut um zu heilen...warum glaubst du ich würde dich töten wollen?" fragte sie noch immer schluchzend. Inzwischen war ihr Kopf komplett rot, da sie schwer empört darüber war, dass er wirklich dachte sie wollte ihn töten, nach all dem was er für sie getan hatte.
"Ich will dir nichts tun...du hast so viel für mich getan, als ich sterblich war. Ich hätte dort sterben können, aber du hast mich gerettet...ich will dich nicht töten...ich bin dir dankbar, sehr sogar." sagte sie und neigte den Kopf. "Ach was sag ich da, du glaubst mir ja sowieso nicht...los, nur zu, töte den Vampir..." schniefte sie traurig und sah ihn mit tränen in den Augen an. "Mach schon, ich bin doch eh wertlos ... na los jetzt!"

Der Arm von Matthew war wirklich sehr stark. Ohne irgendwelche Probleme hielt Matthew den Vampir an der Wand fest und lauschte ihr Aufmerksam, während er sie langsam herunterließ. Sein Griff lockerte sich, bevor er endgültig losließ. Er trat dann ein paar Schritte von ihr weg und sah sie an. Kann man so einem Wesen wirklich vertrauen? Halbmenschen oder Nichtmenschen. Das waren Namen für die Kreaturen, die aussahen wie Menschen, aber im Grunde etwas vollständig anderes waren. Zumindest war der Name gebräuchlich in Matthews altem Dorf.
,,Es tut mir leid.
Aber ich habe bereits einmal einem Halbmenschen vertraut. Und nun bin ich das was du hier vor mir siehst.´´ sagte er. Er zog sein Hemd aus. Man sah bereits viele zugenähte Narben und wie die mechanischen Arme an seinen Schultern festgemacht waren. Man sah direkt, dass die Arme künstlich sind, nicht nur weil sie in einem schönen metallenen Grau schimmerten, sondern auch, weil es keinen nahtlosen Übergang zwischen Maschinerie und Haut gab.
,,Ich habe überreagiert. Wenn du Blut benötigst, werde ich mir selbst welches abnehmen. Das ist das einzige, was ich diesbezüglich tun kann.´´ sagte er und stülpte sich sein Hemd wieder über.
,,Und niemand auf dieser Welt ist wertlos. Absolut niemand. Jeder Mensch und jedes Wesen hat seinen Platz.´´ sagte er und schnippte ihr leicht gegen die Stirn.
,,Schreib dir das hinter die Ohren. Ja?´´ mit diesen Worten drehte er sich wieder zum Kochtopf um.
,,Es gibt übrigens Fleischbällchen aus der Dose...
Willst du auch welche?´´

Das junge Mädchen sah ihn verwundert an, sie konnte nicht verstehen wieso er sie nun doch leben lies. "Das tut mir leid..." sagte sie und sah zu Boden. "Nein, so hätte jeder reagiert... bitte entschuldige mein Verhalten..." sagte sie leise und sah sich seinen narbenübersähten Oberkörper an, dennoch zwang sie sich nicht ihre Hand nach ihm auszustrecken und über die Narben zu streichen. Auf sein 'Niemand ist wertlos' erwiederte sie nur ein nicken. Sie strich ihre blonden Haare aus dem Gesicht und stellte sich neben ihn um ihn zuzusehen. Als er fragte ob sie auch etwas wollte wurde sie rot und war froh dass er sie nicht sehen konnte, da sie halb hinter ihm stand. "W-wenn du n-nicht m-mehr all zu b-böse auf mich bist g-gerne.."stotterte sie vor sich hin. Sie konnte es einfach nicht fassen, nach all dem war er immer noch nett zu ihr. Noch immer fasziniert sah sie zu seinen Armen tippte sie diese vorsichtig an. " Wie funktionieren die eigentlich?" fragte sie interessiert. Noch nie hatte sie einen Menschen getroffen der halb Maschine war.

,,Es ist okay. So sind Vampire doch eben, oder? Solange du mir nichts tust, habe ich keinen Grund dir wehzutun.
Tuh mir nicht weh, ich tuh dir nicht weh. Ist das ein Deal?´´ fragte er, während er mit einem hölzernen Löffel in der Pampe rumrührte. Er schien selbstgeschnitzt zu sein. Woher sollte er auch ansonsten einen Kochlöffel nehmen? Zum Glück war es nicht so schwierig einen improvisierten Holzlöffel herzustellen. Auf ihre Antwort, dass er nicht mehr böse auf sie sein mag, reagierte er mit einem Lächeln, das für eine Sekunde über seine Lippen huschte.
,,Ich habe keinen Grund dir böse zu sein. Ich habe ein wenig überreagiert und das tut mir leid.´´ Schlussendlich wanderte die Aufmerksamkeit des Mädchens auf seine augmentierten Arme. Er strich selber kurz einmal über diesen Arm und sah dann zu ihr rüber.
,,Nanotechnologie. Damals als die Welt noch heil war, haben die Menschen solche Prothesen gebaut um einige Menschen wieder lebensfähig zu machen. Oder sich selbst aufzubessern. Ich wurde wiederhergestellt...
Und diese Dinger verbinden sich mit den noch intakten Nerven des Körpers. Damit kann das Gehirn diese Arme ebenfalls wie normale Arme steuern. Durch spezielle Sensoren kann ich mit diesen Armen fühlen, als seien es echte.´´ sagte er und ballte eine Hand zur Faust.
,,Ich habe mir das allerdings nicht ausgesucht...
Dennoch bringen diese Augmentierungen einige Vorteile mit sich. Diese Arme sind zum Beispiel sehr kräftig und meine Beine sehr ausdauernd. Es gibt sicherlich noch irgendwo Menschen die mit einer Augmentierung zum Beispiel ihre Augen haben aufwerten lassen, dass sie Kreaturen durch Wände oder ähnliches wahrnehmen. Ich habe lediglich Arme und Beine Augmentiert, sowie einige Augmentierungen im Körper, die sicherstellen, dass meine Augmentierungen nicht vom Körper abgestoßen werden. Immerhin sind es für den Körper Fremdkörper.´´ sagte Matthew schlussendlich. Man merkte sofort, dass er eine Menge von der Materie verstand. Er musste es auch wissen. In einer postapokalyptischen Welt musste er wissen wie seine Arme und Beine funktionieren. Er musste sie immerhin selbstständig wieder reparieren können, sollten diese mal beschädigt werden.

Amber nickte nur, als er den Deal anbot. Sie strich zögerlich über seinen Arm. Das Metall war noch kälter als ihre eigene Haut und dennoch sah sie ihn fasziniert an. "Du meinst es gibt menschen die sowas freiwillig machen bzw haben machen lassen?" fragte sie erstaunt und hörte ihm interessiert zu. "Was machst du jetzt eigentlich, ich meine es gibt doch in der heutigen zeit kaum noch Menschen die sich damit auskennen. Wie reparierst du sie, wenn etwas defekt ist?" fragte sie schließlich und sah ihn besorgt an. Sanft stupste sie ihm in die Seite. "Und danke dass du mir hilfst, ich hab noch nie jemanden getroffen der mir geholfen hat. Auch als meine Kräfte noch versiegelt waren..." sagte sie schließlich und sah zu Boden. "Aber...lass mich wenigstens die Wunde an deinem Hals schließen.." bat sie freundlich.

Durch die Sensoren spürte Matthew die Berührungen von Amber. Es fühlte sich schön an, mal wieder in der Art berührt zu werden. Zu lange war es schon her, dass irgendjemand sich derart mit ihm befasst hat und ihn nicht sofort bei dem Anblick seiner Arme als Freak bezeichnet hat.
,,Es gibt Menschen. Menschen die Macht wollen. Und diese Macht erreicht man am besten, indem man den eigenen Körper verändert. Stärke, schnelligkeit, sogar Tarnung kann man mit diesen Augmentationen erzeugen. Und es gab Menschen die wollten das unbedingt haben, auch wenn es hieß, dass sie sich von ihren alten Gliedmaßen auf ewig verabschieden mussten...´´ sagte er und sah an die Decke.
,,Ich repariere die Augmentierungen selber. Ich weiß mittlerweile wie sie funktionieren und kann sie demnach auch reparieren und sogar modifzieren. Nicht dass ich Interesse daran hätte. Ich kann schon Wände mit diesen Armen einschlagen. Eine Funktion, die ich nicht wollte, aber praktisch sein kann.´´ Er erinnerte sich noch zurück. Er hat diese Arme gehasst. Er hat diese Beine gehasst. Als er sich das erste mal nach der Operation im Spiegel ansah, schlug er ihn ein, weil er diesen Anblick nicht ertragen konnte. Mittlerweile war das Leben mit diesen Optimierungen allerdings gar nicht mal so schlecht wie angenommen. Hübsch aussehen ist aber was anderes. Mit den Gedanken wieder zurück bei der Sache hielt er ihr den Hals hin.
,,Wenn du das gerne möchtest, dann darfst du das machen.´´ sagte Matthew. Das Blut war inzwischen mittlerweile schon getrocknet.

"Das ist beeindruckend.." säuselte Amanda abwesend und strich erneut über seinen Arm, ehe sie sich zur Besinnung zwang und endlich aufhörte ihn anzuhimmeln. Was war bloß los mit ihr? Es musste sein süßes Blut sein, dass ihr die Sinne vernebelte, das musste es einfach sein...Wieder bei Sinnen öffnete sie ihre Kette, diese war unter ihrem hochgeschlossenen Kleid versteckt. Vorsichtig schraubte sie die Kristallphiole auf und zog das Wasser darin wie Gummi heraus. Sie trat einen Schritt näher an ihn heran und hob den Kopf ein Stück weit. Sanft hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wunde und ließ das flüssige Wasser über seine Wunde schweben. Leise murmelte die Vampirin ein paar Worte, das Wasser begann zu leuchten und kehrte ohne Umwege in die Phiole zurück. "Die Wunde ist weg, ich hoffe es war nicht zu unangenehm.." meinte sie schließlich und schloss die Kette wieder um ihren Hals.

,,Es ist nicht beeindruckend. Da wo ich herkomme, gab es diese Dinger in Hülle und Fülle.
Die Gesellschaft hat sich irgendwann in zwei Lager gespalten. Die "Optis" die sich selbst aufgebessert haben und die Menschen die sich nicht aufgebessert haben. Das ganze hat ein wenig... unschön geendet...´´ sagte Matthew und beobachtete wie das Wasser seine Wunde heilte. Er war insgeheim immer schon neidisch auf Leute, die Magie wirken konnten. Er selbst würde auch gerne Magie wirken können, aber diese Gabe war ihm verwehrt worden. Warum sie ihn auf die Wunde küsste, war ihm zwar nicht ganz begreiflich, aber vielleicht ist das so eine Vampirsache die Menschen nicht verstehen.
,,Danke sehr...
Ich wusste gar nicht, dass du Magie wirken kannst. Das ist faszinierend.
Ich habe schon seit der Apokalypse niemanden mehr gesehen der Magie wirken konnte.´´ sagte Matthew und sah aus dem Fenster. //Oder ich habe sie zu schnell erschlagen, als dass sie Magie wirken konnten...// dachte er vor sich hin.

Amber sah zu ihm auf. "Magie ist nichts besonderes....zumindest nicht da wo ich herkomme. Viele Menschen und auch wesen stellen nichts gutes mit Magie an. Sie empfinden es als Spaß Wesen zu versiegeln, das bedeutet sie sterblich zu machen und dann auf sie los zu gehen. Eine Barriere hindert Versiegelte daran das Siegel zu brechen und ihre Hälften wieder zusammen zu fügen. Nur die wenigsten schaffen das, denn es bedarf jahrelanger Übung und großer Macht und das Siegel zu brechen. Dein anderes Ich wird dir nicht vertrauen, es ist misstrauisch und denkt dass du es nur benutzen willst, dass du böse bist und weggesperrt gehörst...Dabei seid ihr gleich, vollkommen gleich, bis auf die Fähigkeiten die verschlossen werden." erklärte sie und drehte nachdenklich an ihrer Kette herum. "Die letzten die Magie wirken können, halten sich versteckt. Denn die wenigen Wesen die es schaffen sich zu befreien, sind auf der Suche nach ihnen um bittere Rache zu nehmen. Niemand sollte in der Lage sein einem anderen so etwas anzutun..." fügte sie hinzu und sah ihm in die Augen. "Ich hatte viele Jahre zeit, gefangen im Kopf meiner Selbst. Genug zeit um viele ´Formen der Magie zu lernen. Ich kann nicht nur heilen, sollst du wissen.." meinte sie schließlich und tastete zögerlich seinen Arm ab. "Faszinierend sind sie trotzdem, unscheinbar und doch so stark...."flüsterte sie und legte sanft den Kopf auf seiner Schulter ab.