Tief dunkel war der Himmel. Regen prasselte in die dunklen Gassen der Stadt Norkumsgath,
Ein junger Mann mit roten Haaren rannte durch die Gassen, als wäre er auf der Flucht vor irgendetwas. Er selbst vom Regen mittlerweile total durchnässt, trotz dass er einen Lederkoffer über seinen Kopf hielt um sich vor dem wässrigen Element zu schützen. Ein falscher Schritt und er fiel in eine große Pfütze. Fast schon panisch suchte der Junge etwas in der Pfütze. Nach nur wenigen Momenten holte er einen roten, glatten Stein aus dem Wasser heraus, presste ihn an sich als hinge sein Leben davon ab und erhob sich wieder, nur um anschließend wieder weiterzulaufen. Den Stein weiter an sich klammernd stoppte er plötzlich als er Stimmen an der nächsten Gasse hörte. Stimmt ja. Ein Schwarzmarkt. Wer würde ihn hier schon verurteilen? Solange man Geschäfte macht auf einem Schwarzmarkt, lassen diese Leute einen auch in Ruhe. Mit ruhiger Miene trat Raven aus den Schatten und sah über den Schwarzmarkt. Hier gab es alles. Sklaven, Prostituierte, Waffen, Rüstungen, all das was eigentlich gar nicht erlaubt ist. Raven hatte dies immer verachtet, aber dennoch war er hier für eine Weile sicher. Wissend, dass er stark ist, würde er jeden Angreifer abwehren können. So lange keiner seinem wertvollen Stein habhaft werden solle, hätte er auch keinen Grund anzugreifen. Fast schon unauffällig und dazugehörig schlenderte er über den Schwarzmarkt.
//Vielleicht gibt es hier etwas, was ich noch gebrauchen kann. Eine Waffe wäre sicherlich nicht schlecht//.
Mit diesem Gedanken schaute er über den Schwarzmarkt. Sein Blick wanderte auf einen Stab an einem Stand in der Ecke des Plazas. Der Händler sah sehr gelangweilt aus. Vermutlich keine Kundschaft seit einer Weile. Gelangweilt stützte er seinen Kopf auf dem linken Arm ab, mit der rechten Hand in der Nase popelnd. Als sein Blick allerdings auf Raven fiel, setzte er sich gerade hin und Raven erwiederte den Blickkontakt. Wortlos ging er auf diesen Stand zu und deutete mit einem Kopfnicken auf den Stab.
,,Aaaah...
Sehr gute Wahl. Ein Stab mit Phönixfeder und Teakholz, mit Rubin als magischen Stein. Sie haben ein wahrhaft gutes Auge, der Herr.´´ sagte der Verkäufer. In seinem Blick erkannte Raven Verzweiflung. Er wollte endlich was verkaufen. Aber dieser Stab schien echt zu sein. Gute Qualität, sauberer Schnitt, der magische Stein keine Kratzer. Sicherlich teuer. Aber Raven war niemand der nicht verhandeln konnte.
Raven stützte sich mit den Händen über dem Tisch ab und sah dem Händler in die Augen.
,,Wieviel?" entgegnete dieser bloß. Mit einem gierigen Grinsen schaute der Händler zurück, denkend er könnte eine Menge Profit rausschlagen.
,,Nun ja, das ist ein sehr guter Stab...
Wie wäre es mit fünfhundert Goldstücken?"´´ sagte der Händler. Ravens Miene verfinsterte sich schlagartig.
,,Ich kann mir auch woanders einen Stab holen, also zieh mich nicht über den Tisch. Du willst dieses Ding loswerden. Nenn mir einen anständigen Preis. Ich sage hundert Goldstücke. Mehr zahl ich dir für diesen mittelklasse Ast nicht.´´ sagte Raven ernst.
Er musste so einen harten Tonfall anschlagen, auch wenn dies gar nicht seine Art war. Aber mit gierigem Pack wusste er schon umzugehen. 100 Goldstücke landeten auf dem Tisch, als Raven diese aus seiner Tasche auf den Tisch pfefferte. Mit einem leicht erschrockenen Gesicht schaute der Händler Raven an und übergab ihm wortlos den Stab. Ein verschlagenes Grinsen schlich sich auf Ravens Mundwinkel.
,,Angenehm mit ihnen Geschäfte zu machen.´´ sagte er und nahm den Stab an sich, bevor er weiter über den Markt schlenderte, bis sein Blick zu den Sklaven herüberfiel.

Ravens Blick fiel sofort auf das Mädchen mit den Katzenohren. Widerwärtig. Wie konnte man einen Menschen nur so behandeln?
Innerlich kochte es in Raven als er dies sah. Wenn es nach ihm ginge, hätte er dem Sklavenhändler sofort seiner inneren Organe benommen, doch er musste sich zurückhalten. Aufsehen war das letzte was der junge Alchemist jetzt erregen wollte. Wenn er auffallen würde, wäre alles umsonst gewesen. Er wendete sich kurz von dem Mädchen ab, nur um kurz danach wieder seine Augen zu dem Mädchen wandern zu lassen.
//Das geht so doch nicht weiter...
Irgendjemand muss ihr doch helfen...// dachte Raven und sah sich um. Was könnte er benutzen um sie zu befreien? Das Geld hatte er nicht. Wie also sollte er sie befreien? Das waren Fragen die in seinem Kopf umhertobten. Den Sklavenhändler töten? Nein. Es würde direkt verdacht geschöpft werden wenn Raven dann zu dem Mädchen hetzt. Raven halfterte den Stab und steckte die Hände in die Manteltaschen. Danach ging er auf den Sklavenhändler zu.
,,He...
Wieviel kostet die Kleine?´´ fragte Raven mit seinem bestmöglichen Pokerface. Es war am besten wenn er nicht zuviel Interesse zeigte, ansonsten würde der Preis nur in die Höhe schlagen.

Ravens Blick verfinsterte sich und sein Pokerface wandelte sich in ein extrem, mit Hass gefülltes Gesicht.
,,Sag mal...
Willst du mich eigentlich verarschen? Für was hältst du dich ,dass du so einen Preis von mir verlangst?
Ich zahle 1000. Nicht mehr und nicht weniger. Überleg es dir ganz gut. Das ist mein letztes Angebot.´´
//Und das letzte Angebot, dass dein Leben schützt...
Auf dem Schwarzmarkt ist es grundsätzlich doch scheißegal wenn einer dieser Typen stirbt. Denen heult keiner hinterher.// dachte Raven. Er wahrte diese finstere Miene, in der Hoffnung seinen Gegenüber zu verunsichern. Sein Blick war mit Hass und Abscheu gefüllt und man bekam das Gefühl von diesen Blicken komplett durchbohrt zu werden.

Raven runzelte die Stirn.
,,Gut. Abgemacht. Hier hast du dein Geld.´´ sagte er und kramte in seiner Tasche mit dem Stein. Danach holte er einen Sack voll Gold heraus und warf diesen an den Mann herüber.
,,Und nun...
Mach den Käfig auf.´´ sagte er grimmig. In seiner Stimme war was bedrohliches, als würde einen gleich ein wildes Tier anfallen, sollte er seinen Willen nicht bekommen.
//Keine Sorge kleine, du wirst es gut haben. Ich hol dich da raus// dachte Raven und verkniff grinste schon fast innerlich, ließ aber nicht von seinem grimmigen Blick ab.
//Der Stein funktioniert wirklich. Hätte mich auch stark gewundert, wenn er es nicht hätte. Nun muss mir dieser Typ nur noch das Mädchen überlassen.// dachte er für sich, als er durch die Stimme des Mannes aus der Menge abgelenkt wurde. Sofort richtete er seinen Blick auf ihn. Einem Blick der schon von weitem sagte ,,Halt den Mund oder ich reiß dir deine Eingeweide heraus und verfüttere dich an die Kannibalen". Anschließend wanderte sein Blick wieder zu dem Händler.

Raven sah das Mädchen an und hielt ihm seine Hand hin. Kurze Zeit später nahm er sie Huckepack und trug sie vom Schwarzmarkt weg.
,,Heh...
Diese Leute lassen sich dermaßen leicht übers Ohr hauen...´´ sagte Raven mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Er blickte über die Schulter zu dem Mädchen hoch und lächelte.
,,Alles okay mit dir? Du wirkst hungrig. Ich hol dir mal was zu essen.´´ sagte er lächelnd und lief mit ihr zu einem kleinen Stand, der Essen verkaufte.
,,Hm... Eine Neko, ja?´´ fragte er und sofort kaufte er einen gebratenen Fisch an einer Stange für sie, woraufhin direkt noch ein zweiter folgte. Danach brachte er sie an einen Fluss und setzte sie ab.
,,Gut... Die hier sind für dich.´´ sagte er und gab ihr die Fische.
,,Ich hoffe du hast mir dieses bitterböse nicht abgekauft.´´ sagte er und schmunzelte leicht.

Der junge Mann aß genüsslich an einem Maiskolben während er auf den Fluss starrte und schenkte der Neko gehör, als sie ihm diese Dinge erzählte und sah dann zu ihr rüber.
,,Wieso sollte ich nicht nett sein? Und du brauchst mich nicht Meister nennen.´´ entgegnete er und mampfte knabberte weiter an seinem Maiskolben. Dem Schmatzen nach zu urteilen war es sehr lecker für ihn und genüsslich aß er diesen Kolben, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen. Als er fertig war mit essen, legte er den Kolben weg und sah dann wieder zu ihr herüber.
,,Nenn mich einfach Raven, ja?
So nennen mich alle.´´ sagte er und dann sah er in den Himmel.
//Warum ich das mache? Es gibt Dinge die ich gut machen muss... Warum sollte ich nicht hier anfangen?// dachte er sich und griff in seine Tasche. Sofort hatte er eine Packung Taschentücher parat und gab sie an die Neko weiter.
,,Bitte sehr. Daran kannst du dich ausschneuzen. Und du brauchst mich nicht Meister nennen oder ähnliches. Und warum ich so nett bin? Ich bin einfach niemand der so eine Situation ausnutzen würde. Ich habe dich gesehen und wollte dir helfen.´´ entgegnete der Rotschopf und wuschelte dem Mädchen durch die Haare.

,,Der beste? Ich?´´ fragte er und fing leicht an zu Schmunzeln.
,,So etwas habe ich ja noch nie gehört.´´ sagte er und musste leicht prusten. Er sah in den Himmel, legte sich dann ins Gras und überkreuzte die Beine, bevor er tief ausatmete und dann kurz schwieg. Warum sollte er dieses Mädchen nicht mitnehmen? Das wäre ja gar kein Problem. Auch wenn er selber nicht wusste wohin er eigentlich wollte, ein wenig Gesellschaft würde seiner Einsamkeit sicherlich gut tun. Mit einem zuversichtlichen Lächeln sah er sie dann an und nickte.
,,Klar, du kannst gerne mitkommen. Ich bin allerdings auch nur ein einfacher Reisender. Ich weiß nicht ob das ein Leben für dich ist. Ich will mir einfach ein wenig die Welt ansehen. Wenn du gerne mit dabei sein möchtest, kannst ud gerne mitkommen. Ich habe gerne Gesellschaft´´. Mit diesen Worten sah er wieder in den Himmel. Der Regen hatte sich gelegt und der Sternenhimmel war zu sehen. Das gesamte Sternenzelt breitete sich über ihnen aus und sogar eine Sternschnuppe war zu sehen. Wie schön den Sternenhimmel mal in seiner wahren Schönheit zu sehen. Weg von all dem... Von diesen Ereignissen...

Erst jetzt fiel dem jungen Alchemisten auf, was für eine strahlend goldene Farbe ihre Augen doch hatten. So etwas war ihm auf seinen Reisen noch nie untergekommen. Doch. Einmal ist ihm ein Mensch mit goldenen Augen begegnet. Eine Begegnung die sich der junge Mann gerne erspart hätte. Er zuckte kurz zusammen, als die Neko sich offenbar lauthals freute. Nicht verwunderlich. Dieses Mädchen war als Sklavin vermutlich aufgewachsen und sehnte sich jetzt nach der neuen Freiheit.
,,Da wo ich herkomme sind Nekos und andere Lebewesen gar nicht mal so selten. Ich habe schon öfter welche gesehen.´´ sagte er und wuschelte ihr grinsend durchs Haar. Raven begutachtete sie und sah ihr dann wieder in die Augen.
,,Eventuell willst du eine Dusche und neue Klamotten haben, oder? So können wir dich doch nicht rumlaufen lassen.´´ meinte er und hob eine Augenbraue als sie ihm sagte sie möge ihn.
,,Eigentlich nicht. Ich habe dich immerhin aus diesem Elend befreit. Ich kann das gut verstehen.´´ sagte er und strich ihr durchs Haar.
,,Aber zurück zum Thema. Wir sollten dir erstmal Kleidung und ähnliches besorgen, bevor wir anfangen loszugehen.´´ sagte er und sah Richtung Jahrmarkt.